Mein Schicksal

Stell Dir folgende Situation vor :

Du liegts im Krankenhaus, hast schon etliche Operationen hinter Dir um Dein Bein irgenwie wieder hin zu kriegen. Dann soll nur noch eine OP kommen. Du wirst nach der OP wach, schaust auf Dein Bettlaken und Deine schlimmste Vorstellung wird Gewissheit : das Bein war nicht mehr zu retten. Es war Monatg, der 24.09.2001, ich glaube es irgenwie mittags. Ich wache auf und habe nur noch ein Bein.

Eine Welt bricht für mich zusammen. All meine Träume sind zunichte gemacht worden.

Bis zu diesem Tag war ich ein richtiger Sportfanatiker und wollte nur eins werden: ein guter Fußballer! Endlich hatte ich eine Chance bekommen und durfte am 11. September 2001 bei Fortuna Köln (damals noch Regionalliga) mittrainieren. Und nach dem Training stand fest: ich wechsle zur Fortuna! Mein Leben war perfekt! Ich wollte nun ein Fußballer werden der auch die Möglichkeit hatte jeden Tag zu trainieren. Mein Lebensmittelpunkt sollte sich nun nach Köln verlegen. Im Sommer hatte ich mich an der Deutschen Sporthochschule um einen Studienplatz beworben – und wurde angenommen. Mein Leben bezog sich also nur auf Sport! Mein Traum! Dienstag, den 11. September hatte ich also die Zusage von der Fortuna. Doch am 15. September ist es dann passiert.

Es ist mein letztes Spiel für meinen bisherigen Verein, den VfR Grünstadt. Auf der einen Seite war ich überglücklich, dass ich bald ein Regionalligaspieler bin. Doch auf der anderen Seite tat es mir schon weh, dass ich meine Kameraden und meinen Trainer, der mich sehr gefördert hat, zurück lasse. Wir spielten gegen Niederauerbach. Es passierte kurz nach der Pause. Ich bekomme einen langen Ball gespielt, renne hinterher in den 16ner. Als ich merke, dass ich an den Ball nicht mehr dran komme und der Tormann schneller ist, versuche ich über Ihn zu springen – aber er lässt mich nicht! Er trifft mich mit seinem gestreckten Bein direkt – und mit voller Wucht – am Knie. Seinen Blick werde ich nie vergessen! Ob es Absicht war oder nicht weiß nur er – und ich. Wer sein Verhalten im Nachhinein beurteilt, kann sich ebenfalls seine Meinung bilden. Heute denke ich nicht mehr daran.

Der Krankenwagen wurde sofort geholt und schon dort wurden erste Fehler gemacht. Im Knie war alles kaputt was auch nur kaputt sein kann. Ich hatte keinen Fußpuls mehr. Das hat der Rettungsassistent aber nicht beachtet sonst hätte er den Arzt rufen müssen. (Durch meine Ausbildung zum Rettungssanitäter kann ich das so gut beurteilen). Zuerst kam ich ins Grünstadter Krankenhaus. Dort hat man meine schwere Verletzung diagnostiziert – Kompartmentsyndrom! D.h. ab dem Knie abwärts wurde nichts mehr mit Blut versorgt. Diese Verletzung muss (!) innerhalb von 6 (!) Stunden operiert werden. Wenn nicht, dann stirbt das ganze Gewebe ab, das Bein ist nicht mehr zu retten und man muss amputieren. In Grünstadt war kein Gefäßchirurg da (es war ja auch Samstagabend). Dann hat man mich nach Kaiserslautern gebracht. Aber nicht mit dem Rettungshubschrauber, damit es schnell geht, sondern mit dem Krankenwagen. Der Transport dauerte eine Stunde.

Im Kaiserslautern hat man mich dann einfach liegen lassen mit der Begründung, dass der OP wegen eines Notfalls besetzt sei. Was war ich denn?!? Nach etwa zwei Stunden hat man meinem Vater gesagt, dass es besser wäre wenn man mich nach Homburg in die Uniklinik bringt – dort wäre vielleicht ein Gefäßchirurg. Dann ging die „muntere“ Fahrt weiter nach Homburg, wo ich dann gegen 23 Uhr eingeliefert wurde, aber letzten Endes erst um ca.1 Uhr nachts operiert wurde. Bis heute weiß ich nicht, ob mich überhaupt ein Gefäßchirurg operiert hat. Gegen 15.45 Uhr kam der Tritt vom Tormann und um 1Uhr nachts wurde ich operiert – viel zu spät um mein Bein zu erhalten!

Auf diese Art und Weise habe ich mein Bein verloren!

Nach einer Woche in Homburg ließ ich mich nach Mainz verlegen, da ich merkte, dass die Ärzte in Homburg mit meiner Situation völlig überfordert waren. Natürlich wollten Sie es nicht zugeben. Dort haben die Ärzte ihr Bestes gegeben und sich auch richtig bemüht. Nur nach einer Woche war das Bein ab dem Knie abgestorben und ihnen blieb nur noch der, auch für die Ärzte, schwere Schritt zur Amputation.